Fragen aus der Fragenbox von der Veranstaltung am 06.10.23 mit Prof Dr Roos
Hörbarer Schall kann erhebliche gesundheitliche Belastungen und Erkrankungen verursachen,
besonders bei chronischer Einwirkung. Dies wird leider oft unterschätzt, z.B. bei Bauarbeiten oder
Verkehrslärm. Bei der Emission von Windenergieanlagen ist das Schadenspotential von Hörschall
zum Glück niedriger einzustufen als das von Infraschall, weil Hörschall eine geringere Reichweite
besitzt (also weniger Anwohner erreicht) und besser durch übliche Lärmschutzmassnahmen
gedämmt werden kann, etwa Schallschutz-Fenster, Schallschutz-Wände usw. Im Unterschied zum Infraschall aus Windanlagen (der vor allem < 8Hz auftritt) gibt es für Hörschall immerhin gesetzliche Regelungen. Der messsbare Schalldruckpegel von Hörschall darf bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten, die in der TA Lärm (Technische Anweisung zum Schutz gegen Lärm) festgelegt sind, z.B. in reinen Wohngebieten 35 dB(A) nachts und 50 dB(A) tagsüber. Allerdings werden zur Beschleunigung des Ausbaus von Windanlagen teilweise höhere Werte zugelassen.
Diese Zahl habe ich nur als eine Annahme genannt, weil ich darauf hinweisen wollte, dass manche Anwohner von Windanlagen empfindlicher reagieren als andere, zumindest am Beginn der Beschwerden. Ob und wie schnell Menschen erkranken, hängt neben der individuellen
Empfindlichkeit natürlich vom Abstand zur Anlage ab, aber auch von weiteren Faktoren wie der
Größe der Anlage, der Windrichtung und Windstärke, der am Wohnort/Schlafplatz eintreffenden
realen Emission, dem Geländeprofil, meteorologischen Situationen u.a. Leider ist es noch eine
andere Frage, wie viele betroffene Anwohner sich mit ihren Gesundheitsproblemen zu Wort melden. Ärzte stellen oft keine kausale Diagnose, Betroffene fühlen sich häufig ausgegrenzt, sobald sie auf ihre Erkrankung hinweisen. In den Medien wird über dieses Thema eher selten und meist mit Vorbehalt berichtet.
In der Tat gibt es Berichte über bestimmte Wildtiere, die sich durch Windanlagen gestört fühlen und diese Räume meiden, andere wurden nicht erkennbar abgehalten. Populationsuntersuchungen dazu sind mir nicht bekannt. Gut bekannt ist aber, dass ein erhebliches Insektensterben durch Windräder verursacht wird und dass Fledermäuse in erheblichem Umfang vernichtet werden (meist durch die Druckschwankungen, die ihre empfindliche Schall-Ortung zerstören, so dass sie fern von der verursachenden Anlage sterben).
Das wird häufig berichtet und erscheint plausibel als Folge der Schlafstörungen. In den (leider in
Starzach nicht hörbaren) Videos hat eine Mutter einen erheblichen Abfall der schulischen Leistungen ihrer Kinder beklagt.
Das wäre eine notwendige und nachdrückliche Frage an unsere gewählten Vertreter auf kommunaler Ebene und in Landes- und Bundespolitik. Auch nach meiner Meinung hat der Staat hier eine Vorsorgepflicht gegenüber den Bürgern. Diese wird bisher nicht wahrgenommen, weil die Gesundheitsgefahr ignoriert wird. Man sollte aber nicht warten, bis ein drastischer Anstieg von Erkrankten alle Zweifel beseitigt..
Tatsächlich ist die Emission von Windparks stärker als von Einzelanlagen, jedoch nicht proportional zu der Zahl der Anlagen: die erwähnte BGR-Messung hat bei 16 Anlagen den etwa 4 fachen Schalldruck im Vergleich mit einer Einzelanlage gefunden. Je nach dem genauen Standort kann es zu Interferenzen des hörbaren und des Infrashalls kommen, so dass tatsächlich lokale Verstärkungen und Verminderungen des Schalldrucks auftreten. Bewohner kennen z.B. in ihrem Haus Plätze, wo die Wirkung unerträglich sei und ziehen sich dann an Stellen mit geringerer Einwirkung zurück, wenn vorhanden.
Gesundheit ihrer Bürger aufs Spiel.
Siehe meine Antwort auf die ähnliche Frage weiter oben. Dort beginnt m.E. die eigentliche Arbeit
Ihrer Initiative. Viel hängt davon ab, ob Bürgermeister und Gemeinderäte das Problem verstehen und sich zu ihrer Verantwortung gegenüber den Bürgen bekennen. Das erfordert allerdings ein hohes Maß an politischer Standfestigkeit.