Gewinner oder Verlierer


Warum sollen Windanlagen in Starzach gebaut werden?

Leider haben es weder der Bürgermeister noch der Gemeinderat für notwendig errachtet, sich vor einer derartig weitreichenden Entscheidung ein Meinungsbild der Starzacher einzuholen oder sie in diese Entscheidung irgendwie mit einzubeziehen. Für sie schien es völlig ausreichend, dies in 30 Minuten als letzten Tagesordnungspunkt abzuhandeln, während sie für eine Entscheidung über Hundetoiletten mehrere Sitzungen benötigen.
Da auch ansonsten seitens der Gemeinde keinerlei Information zu diesem Thema geliefert wird und auf die Seiten der SWT und den Flyer des Forums EnergieDialog verwiesen wird, muss man sich auf diese dürftige und einseitige Information verlassen und kann ansonsten nur spekulieren.

Im Informationsbrief des Forums EnergieDialog an die Bürger in Starzach stellt Bürgermeister Noé die Unterstützung für den Kampf gegen die Klimakrise und eine sichere und bezahlbare Energieversorgung an die erste Stelle. Gleichzeitig sollen damit aber auch wichtige Einnahmen generiert werden, die für die positive Entwicklung unserer Gemeinde eingesetzt werden können.
Allerdings habe das auch eine Kehrseite: Der geplante Windpark würde auch das Landschaftsbild unserer Gemeinde verändern und stelle einen Eingriff in unsere Natur und Umwelt dar.

Sind wir also auf dem Weg von der ‘schwäbischen Toskana’ ins ‘schwäbische Ostfriesland’ um das Klima zu retten? Ist das die Realität?

Der Grund heisst Geld. Wie immer, möchte man beinahe sagen. Diese WindEnergieAnlagen und Windparks dienen an erster Stelle nämlich dazu, viel Geld zu verdienen. Denn dank üppiger Subventionen und den Verbraucher enorm benachteiligende Regelungen lohnt sich ein solches Windradprojekt für den Investor, ohne dabei nennenswerte Risiken einzugehen. Es handelt sich also um reine Renditeobjekte, man könnte auch sagen Spekulationsobjekte.

Siehe auch:
PlusMinus – Windkraft: Wie teuer wird die Stromerzeugung?

Wie profitiert die Gemeinde von den Starzacher Windanlagen

Hierzu gibt es seitens der Gemeinde oder der SWT keine konkreten Zahlen, so dass hier nur Beispiele aus anderen Gemeinden als Basis dienen können:

Die Verpächter der Stellflächen

Da die Stellflächen für Windräder begehrt sind, verlangen Grundbesitzer immer höhere Summen. Nutznießer sind die Grundbesitzer, Kommunen oder Privat  – und am Ende zahlen Stromverbraucher die hohen Pachten über ihre Stromrechnung.
In Starzach sind das Burkhard Frhr. von Ow-Wachendorf und die Gemeinde, die jeweils Flächen für 5 Windräder zur Verfügung stellen wollen.

Auf dem Land, wo der Wind kräftig weht und Windräder eine reiche Stromernte versprechen, werden die höchsten Pachten bezahlt. So sind Pachten im hohen 5stelligen oder gar 6stelligen Bereich pro Jahr und Windrad keine Seltenheit. Je nachdem, wie gut die Pachten verhandelt werden, können damit Pachterträge von zwischen 70000-140000€ pro Jahr und WEA erreicht werden (in den Verhandlungen um den Windpark Rottenburg wurden sogar noch höhere Beträge angedeutet). Allerdings kann das auch wesentlich weniger sein, denn meist sind die garantierten Mindestentgelte der Pachtverträge deulich geringer und an die ‘unsicheren’ Stromerträge einer WEA gekoppelt.
Zu vermuten ist, dass man auch in Starzach nur mit den Mindestentgelten rechnen kann (schließlich arbeiten in BW von derzeit 390 Anlagen nur 2 rentabel). Hinzu kommt, dass man keine Ausschreibung gemacht hat und der Verpachtung gemeindeeigener Flächen zugestimmt und den Gestattungsvertrag unterschrieben hat, ohne Verhandlungen über die Pachthöhe zu führen. Laut Bericht im Amtsblatt war man zufrieden, dass die SWT ‘marktübliche’ Verträge versprochen hat.
Quelle:
https://www.handelsblatt.com/technik/das-technologie-update/energie/reiche-stromernte-100-000-euro-pacht-fuer-ein-windrad/9010566.html

Sollte es dazu kommen, dass in Starzach weniger als die geplanten 10 Windräder gebaut werden, könnte es aber durchaus auch passieren, dass die Windräder nur auf den Privatflächen von Herrn von Ow gebaut werden. Dann blieben der Gemeinde nur die Steuereinnahmen aus der Pacht con Herrn von Ow.

Die Verpächter der Wege und Kabeltrassen

Neben der Pacht für die Stellflächen verdienen auch noch diejenigen, denen Flächen/Wege zu den Anlagen oder Kabeltrassen gehören, was neben Starzach auch Trillfingen mit der ca 3,5km langen Kabeltrasse miteinbeziehen würde.

Verdienst an der Stromernte der Windräder

Projektträger neuer Windkraftanlagen dürfen “betroffene” Kommunen seit Anfang 2021 mit bis zu 0,2 Cent pro kWh an der Ausbeute beteiligen, ohne in den Geruch der Vorteilsgewährung zu kommen. Pro Anlage und der erwarteten Leistung von 10Mio kW/Jahr könnten das bis zu 20.000€ pro Jahr seim, die allerdings unter den “betroffenen” Kommunen, die im Umkreis von 2,5km um ein Windrad liegen, entsprechend ihres Flächenanteils aufgeteilt würden. Damit würden neben Starzach an den meisten Windrädern auch Trillfingen, Imnau oder Mühringen mitverdienen, womit ca 20% dieses Betrags in andere Kommunen fließen dürften.

Quelle:
Energie und Management

GewerbeSteuereinnahmen

Bei Windkraft- und Solaranlagen ergibt sich sehr oft die Situation, dass die Betreiber ihren Unternehmenssitz nicht am Standort der Anlagen haben. Bei dieser Konstellation ist die Gewerbesteuer, die der Betreiber zu zahlen hat, auf die beiden Gemeinden (Unternehmensitz, Anlagensitz) zu verteilen.
Mit welchem Gewerbesteuerertrag kann die Gemeinde dann bei Windkraft rechnen?
Im vorhinein kann keine vernünftige Prognose getroffen werden. Grundsätzlich gilt: Gewerbesteuern werden nur ausgezahlt, wenn bei den Unternehmen der Gewinn positiv, also größer als „null“ ist. Dies ist bei Windenergieanlagen in der Regel erst nach vielen Jahren (oft erst nach 15 Jahren) der Fall.
Der Gewinn hängt von verschiedenen Faktoren ab, die nur teilweise beeinflussbar sind. Entscheidend
sind beispielsweise die Größe der Anlage, das Windaufkommen, die Sonneneinstrahlung und die Abschaltzeiten am jeweiligen Standort.
Quelle:
https://www.leka-mv.de/wp-content/uploads/2022/03/LEKA_Gewerbesteuerzerlegung.pdf

Wie profitiert der STARZACHER Bürger Direkt von den Windkraftanlagen

Oft wird Bürgern im Umkreis bis zu 50km um den Windpark ein günstiger WindStrom/Ökostrom Tarif angeboten.
Dieses Angebot verspricht die SWT uns auch im Falle des Starzacher Windparks.
Allerdings ist sehr fraglich, wie günstig der Tarif sein wird und wann er verfügbar sein wird. Bisher sucht man dieses günstige Angebot bei der SWT an anderen Standorten vergeblich, weil nur die wenigsten Windkraftanlagen rentabel laufen und die Betreiber den Strom teuer zukaufen müssen.


Was verliert der Bürger, wenn Windparks errichTet werden?

Während sich die Gemeinde, Herr von Ow und ein paar weitere Flächenbesitzer ein paar Einahmen aus Pacht und Steuer erhoffen, muss dies unter anderem aber auch ins Verhältnis gesetzt werden zum Wertverlust der umstehenden Immobilien. Wenn man z.B. von etwa je 1000 m Abstand zwischen mehreren Windanlagen und 10 Wohnhäusern ausgeht und etwa 20 % Wertminderung der Wohnhäuser (angenommener Wert pro Haus 500.000 Euro) durch die Windanlagen ausgeht, so verliert jeder Anwohner 100.000 Euro seines Vermögens, insgesamt sind das allein schon 1 Million Euro zum Nachteil der Anwohner. Für diesen unmittelbaren Verlust erhalten die Anwohner (im Gegensatz zu Dänemark) in Deutschland keinen Wertersatz. Diese Wertverluste für Immobilien und Grundstücke sind real und werden bei Enfernungen bis 2km teilweise mit über 20% angegeben. Für Immobilien, die an vorderster ‘Front’ stehen, kann dies sogar zu Unverkäuflichkeit führen.
Quellen:
Gutachten im NRW Ausschuss Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen

Fazit:

Bezieht man jetzt noch mit ein, dass die Gemeinde für die Instandhaltung der Wege und Flächen verantwortlich sein wird, dass wir alle mit großen Einbußen bei Landschaft und Natur, Wald, Ruhe, Wertverlusten bei Immobilien und Grundstücken und dann eventuell auch noch mit gesundheitlichen Beeinrächtigungen rechnen müssen, evtl sogar auch noch mit Veränderungen des lokalen Klimas mit Wind und Starkregen, dann muss man sich schon die Frage stellen, ob das wirklich so sein muss.
Statt als Privatperson nur an seinen persönlichen Profit zu denken oder auch als verantwortungsvoller Gemeindevertreter (Bürgermeister oder Gemeinderat) muß man sich der Tatsache bewußt sein, dass man sich auch für die Belange seiner (Mit)Bürger einsetzen muss. Davon ist in Starzach, wie so oft, leider nichts zu sehen.